Raumkomfort als Grundlage energetischer Planung
Die elementarste Funktion von Gebäuden ist es,
seine Nutzer und deren Güter vor schädlichen Umwelt- und Witterungseinflüssen
zu schützen. Ziel ist es, ein für den Menschen behagliches Umfeld zu schaffen,
das der jeweiligen Nutzung angepasst ist. Störungen des Wohlbefindens sollen
verhindert werden, um den Komfort des Nutzers zu gewährleisten.
Der Begriff „Komfort“ bedeutet hierbei nicht
„Luxus“, wie seine begriffliche Konnotation im deutschen Sprachraum nahelegen
mag, sondern die zum Wohlbefinden notwendige Qualität also gewissermaßen der
Mindeststandard.
Raumkomfort ist subjektiv
Komfort ist eine subjektive Größe, die von jeder
Person individuell je nach Bekleidung, Tätigkeit, Tagesform, Alter, etc.
unterschiedlich beurteilt wird. Dennoch kann das Komfortempfinden durch eine
Reihe objektiver Kenngrößen wie beispielsweise Lufttemperatur, Strahlungstemperatur,
Luftfeuchte, Strömungsverhältnisse, Luftqualität, Geräuschbelastung und
Lichtverhältnisse bewertet werden.
Die Vielzahl der Parameter macht die Festlegung von
Komfortgrenzen zu einer anspruchsvollen Herausforderung. Professor Ole Fanger
hat beispielsweise für den thermischen Komfort die Größen PMV und PPD eingeführt.
PMV, Predicted Mean Vote, beschreibt das „voraussichtliche mittlere Urteil“
einer Gruppe von Menschen, ob sie die Raumtemperatur beispielsweise als zu
warm, zu kalt oder neutral empfindet. Man beachte, dass das beste Urteil
„neutral“ eigentlich keine bewusste Wahrnehmung beschreibt, sondern lediglich
die Abwesenheit einer Störung. Die direkt mit PMV korrelierende Größe PPD,
Predicted Percentage Dissatisfied, gibt den „voraussichtlichen Anteil
Unzufriedener“ mit der thermischen Raumklimasituation an.
Wir erleben gutes Raumklima respektive guten
Komfort meist nicht als eine bewusst wahrgenommene Situation. Vielmehr ist unser
Wohlbefinden dann optimal, wenn Störungen ausbleiben, wenn uns nicht zu warm oder
zu kalt ist, wenn wir nicht geblendet werden etc.
Die Physiologie des Menschen bestimmt den Raumkomfort
Die Grenzen für das Raumklima setzen die
Physiologie des Menschen, seine biochemischen und physikalischen Funktionen und
den Bedürfnissen und der Notwendigkeit der Wahrnehmung der Umwelt und der
menschlichen Informationsverarbeitung.
Der Mensch gehört wie alle Säugetiere zu den homoiothermen
Lebewesen. Er kann bzw. muss seine Körpertemperatur auf einem konstanten Niveau
halten und in engen Grenzen regulieren. Er ist durch diese seine Fähigkeit zur
Temperaturregulation in gewissen Grenzen von der Außentemperatur unabhängig.
Umgebungstemperaturen, die außerhalb des menschlichen Wohlfühlbereichs liegen, gleicht der Mensch unbewusst
durch Körper eigene Reaktionen, wie der Änderung der Hautdurchblutung, dem
Schwitzen, bei zu großer Hitze oder Muskelzittern bei Kälte aus. Oder es
erfolgen bewusste Reaktionen, wie Anpassen der Bekleidung oder Einschalten der
Heizung oder Kühlung.
Neben dem thermischen Komfort hat der Mensch das
Bedürfnis nach einer schadstofffreien Umgebung und Atemluft. Die Immission von
flüchtigen organischen Stoffen und störenden Gerüchen soll deshalb so weit als
möglich reduziert werden. Ebenso ist das Augenmerk auf die mikrobiologische
Situation zu richten.
Der akustische und der visuelle Komfort zielen zum
einen darauf ab, Beeinträchtigungen der Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu
verringern und zum anderen eine bestmögliche menschliche Informationsverarbeitung
und Wahrnehmung zu gewährleisten.
Eingriffsmöglichkeiten des Nutzers
Das subjektive Komfort-Empfinden wird auch davon bestimmt, wie und ob der Nutzer
Eingriffsmöglichkeiten hat und seine persönliche Situation anpassen kann. Wenn
er beispielsweise die Beleuchtung, die Belüftung oder die Temperatur
ändern kann, wenn er die Möglichkeit hat Lärm zu reduzieren oder auszuschließen,
dann steigert dies sein Komfort-Empfinden und somit seine Zufriedenheit und
Leistungsfähigkeit. Sehr positiv sind zum Beispiel öffenbare Fenster, Arbeitsplatzleuchten
und individuelle Sonnen- und Blendschutzvorrichtungen.